Stell’ dir vor, du wachst morgens auf und sprichst fliessend Englisch. Ein Traum? Wahrscheinlich!

Eine Sprache fliessend zu sprechen braucht Zeit und viel, viel Übung. Seit über 30 Jahren lerne ich Sprachen und spreche Englisch, Spanisch und ein wenig Französisch. Im Moment versuche mich gerade an Italienisch.

In den vielen Jahren habe ich viele Methoden ausprobiert. Einige waren vielversprechend, haben sich aber dann doch als Sackgasse herausgestellt. Am besten lernt man eine neue Sprache immer noch im Ausland und in diesem Beitrag findest du 10 erprobte Tipps, mit der du schneller fliessend in einer neuen Sprache wirst:

1. Wie sagt man das?

Klar, Wörter wie „Bitte“ und „Danke“ sind die wichtigsten Begrüßungen und Verabschiedungsfloskeln. Einige weitere, sehr wichtige Sätze solltest du schon vor deiner Reise kennen. Dazu gehören auch Sätze wie zum Beispiel „Wo sind die öffentlichen Toiletten“ oder „Wo fährt der Bus nach…“.

Darüber hinaus solltest du aber zwei noch viel wichtigere Sätze können: „Wie sagt man das?“ bzw. „Wie heißt das?“.

Je häufiger du Menschen in deiner Umgebung fragst, wie Dinge heißen, desto offener und hilfsbereiter werden sie. Du zeigst Interesse an ihrer Sprache und das macht es einfacher ein kurzes Gespräch zu beginnen.

Der Kellner im Café, den du nach der Übersetzung für den Löffel gefragt hast, wird dir vielleicht beim nächsten Mal erzählen, was Tasse heißt. Diese Personen werden zu deinen Lehrern und helfen dir schneller an dein Ziel zu kommen, eine neue Sprache schnellstmöglich fliessend zu sprechen.

Mein Tipp: Setz’ dir das Ziel, jeden Tag eine bestimmt Anzahl Personen nach der Übersetzung von alltäglichen Dingen zu fragen. Selbst wenn du die daraus folgende Konversation nicht weiterführen kannst, bist du immerhin auf einem guten Weg.

Noch ein Tipp: Hab’ immer etwas zum Schreiben dabei, damit du dir die neuen Wörter aufschreiben kannst.

2. Tauche komplett in die Sprache ein

Du wirst eine Sprache niemals fliessend sprechen, wenn du nicht irgendwann anfängst, in der Sprache zu denken. Aber wie sollst du in einer Sprache denken, wenn du sie noch nicht mal sprechen kannst?

Die Antwort ist eigentlich ganz einfach: Vertiefe dich komplett in die neue Sprache. Eine Sprache in dem Land zu sprechen, in dem die Sprache gesprochen wird hat den Vorteil, dass du ständig von den Geräuschen, den Melodien und Redewendungen umgeben bist, die du auf der Straße, im Bus, im Fernsehen oder im Radio hörst.

Gleichzeitig wird den Gehirn versuchen, das Gehörte zu übersetzen und zu verarbeiten. Es gibt eine sehr schöne Szene im Film „Der 13. Krieger“ mit Antonio Banderas, in dem das sehr schön umgesetzt wurde. Ja, der Film ist schon etwas älter… 😉

Noch besser wäre es, wenn du nicht nur zuhören würdest, sondern dich in Situationen begibst, in denen du sprechen musst. Die Teilnahme an einem Freiwilligenprogramm oder Praktikum im Ausland, wäre so eine Möglichkeit. Viel Zeit mit Einheimischen zu verbringen, zum Beispiel bei einer Gastfamilie zu wohnen und auf den anderen Seite den Umgang mit Personen zu meiden, die deine Muttersprache sprechen, ist dabei die perfekte Kombi.

Tauche mit Haut und Haaren in die Sprache und deine Umgebung ein und du hast es fast geschafft!

3. Hör’ auf zu übersetzen – lerne wie ein Kleinkind

Wie lernen Kleinkinder sprechen? Durch Imitation, Wiederholung von Lauten aber vor allem dadurch, dass sie nicht schüchtern oder gehemmt sind.

Wenn du dir nicht sicher bist, wie man ein Wort genau ausspricht oder dir die genaue Verbform gerade nicht einfällt, solltest du einfach drauf lossprechen. Genau wie ein Kleinkind!

Der Versuchung zu widerstehen, alles immer zu übersetzen ist der kürzeste Weg zur Perfektion.

Statt auswendig gelernte und vorher zurecht gelegte Sätze zu benutzen, solltest du zum Beispiel genau zuhören, wie die Einheimischen im Restaurant bestellen. Das gleiche gilt für Begrüßungen, Small Talk usw. Studiere ihre Mimik und Gesten und kopiere diese genau wie ein Kleinkind es tun würde.

Ob du genau verstehst, was diese Ausdrücke bedeuten ist in erster Linie egal. Irgendwann wirst du sie in den entsprechenden Situationen wie von selbst anwenden. Das ist der beste Weg, um in einer neuen Sprache zu denken.

4. Lies, Lies, Lies

Kinder lernen eine Sprache viel schneller durch regelmäßiges Lesen. Und hier ist der Schlüssel zum Erfolg: Lies nur was dich auch interessiert. Suche dir Bücher, Zeitungen, Zeitschriften, Blogs oder Online-Magazine und lies, lies, lies…

Achte auf neue Vokabeln (ganz besonders im Satzzusammenhang) und schreibe sie auf deine Karteikarten. Weitere Tipps findest du in meinem Beitrag zum Thema Vokabeln lernen.

5. Schreibe mit

Nach einem Gespräch solltest du dir die Wörter notieren, die du nicht verstanden hast. Am Ende des Tages kannst du diese Wörter dann im Wörterbuch nachschlagen. Wenn du dir dann das Gespräch in Erinnerung rufst und die fehlenden Puzzleteile einsetzt, kannst du die Wörter bei nächsten Mal sicher nicht nur verstehen, sondern auch selbst anwenden.

Bei meinen Sprachkursen erstelle ich immer „Grammatikblätter“ auf die ich die verschiedenen Konjugationen und Zeitformen schreibe. Sie helfen mir nicht nur, die Formen zu verinnerlichen, sondern dienen auch als prima Nachschlagewerk.

6. Benutze verwandte Wörter

Dir ist sicherlich schon aufgefallen, dass einige Wörter in ähnlicher Form in verschiedenen Sprachen vorkommen. So kannst du zum Beispiel deutsche Wörter mit der Endung „-tion“ relativ einfach in lateinische Sprachen übertragen.

Zwei Beispiele:
a. Information -> Información [es] oder informazione [it]
b. Navigation -> navegación [es] oder navigazione [it]

Ähnlich verhält es sich mit Wörtern, die in verschiedenen Sprachen den gleichen Wortstamm haben. Wenn du also schon eine Fremdsprache beherrscht, kannst du dir die Übersetzung oft aus Wörtern mit dem gleichen Wortstamm ableiten.

Käse heißt zum Beispiel auf Französisch „fromage“ und auf Italienisch „formaggio“. Studien haben ergeben, dass das Lernen einer Fremdsprache mit jeder weiteren Sprache immer leichter wird.

7. Lerne Wörter im Satzzusammenhang

Verständliche Sätze in einer Fremdsprache zu bilden ist die halbe Miete. Daher ist es sehr wichtig zu lernen, in welchen Zusammenhang Wörter gewöhnlich benutzt werden. Du kannst ein Wort benutzen und man wird dich sicher auch verstehen. Wörter, wie ein Einheimischer, im richtigen Kontext zu benutzen, bringt dich deinem Ziel aber viel näher.

8. Schaue örtliches Fernsehen, Filme und höre Radio

Schau’ Filme, hör’ Musik und singe! Es macht Spaß und hilft dir, dein Sprachverständnis und deine Aussprache zu verbessern.

Es ist eine schöne und, mir persönlich, sehr willkommene Abwechslung, Musik auf Italienisch zu hören. Ich mag viele Italienische Interpreten und liebe di bildhafte Sprache der italienischen Musik. So lerne ich auf angenehme Art und Weise neue Vokabeln, Phrasen und verbessere nebenbei mein Hörverständnis und, beim Mitsingen, auch meine Aussprache.

Und durch viele spanische Filme ohne Untertitel habe ich mein Spanisch vor einer Urlaubsreise nach längerer Zeit wieder aus der „Versenkung“ geholt.

9. Verlasse deine Komfortzone

Wenn du eine neue Sprache fliessend sprechen können willst, ist deine Komfortzone dein größter Feind. Nur wenn du dich selbst immer wieder forderst, an deine Grenzen gehst und gewohntes Terrain verläßt, wirst du Fortschritte machen.

Also, such dir ein Buch oder eine Zeitung, die eine anspruchsvollere Sprache verwenden als du sie gewohnt bist. Wenn du zum Beispiel mit Kinderbüchern angefangen hast, gehe zu Jugendbüchern über.

Überwinde deine Sprachbarriere. Geh’ raus und sprich! Ob mit Fremden, dem Verkäufer am Kiosk oder deinen Gasteltern. Hauptsache du sprichst.

10. Beobachte die Einheimischen beim Sprechen

Sprache ist mehr als nur Worte. Beobachte die Einheimischen beim Sprechen und studiere ihre Gestik und Mimik.

Ganz besonders in Kulturen, in denen die Sprache sehr eng mit Gesten verknüpft ist, gehören diese zur Kommunikation mit den Einheimischen dazu. Die Italiener zum Beispiel sind bekannt für das gestikulieren mit den Händen beim Sprechen. Und wenn du beim Fluchen auf italienisch die passende Handbewegung dazu drauf hast, kommst du gleich viel authentischer rüber.

11. Nutze Emotionen

Emotionale Ereignisse, ob peinlich, lustig oder ärgerlich, helfen dir, dich an Ausdrücke oder Wörter besser zu erinnern.

Ich werde zum Beispiel nie wieder die Bedeutung der spanischen Wörter huevos (Eier) und huesos (Knochen) verwechseln, wenn ich an den entgeisterten Blick meiner Gastmutter denke, als ich ihr erzählt habe, dass mir die Eier weh tun.

Denn eigentlich wollte ich ihr nur von den Gliederschmerzen während meiner Grippe erzählen.

12. Sei ein Einzelkämpfer

Wenn du eine Sprache schnell lernen und fliessend sprechen können möchtest, solltest du alleine reisen. Wenn du allein bist, musst du mit dein Einheimischen sprechen, sei es die Person im Bus neben dir oder mit den Verkäufern beim Einkaufen auf dem Markt. Du kannst dich nicht hinter jemand anders „verstecken“ und bist gezwungen, dich selbst durchzukämpfen.

13. Übe zu jeder Gelegenheit – vor und nach deiner Sprachreise

Sprache ist lebendig und muss ständig angewendet werden, damit sie nicht rostet. Nutze jede Gelegenheit, um zu üben.

Im Alltag habe ich wenig Möglichkeit, Spanisch anzuwenden aber ich schreibe mir regelmäßig Emails mit einem Freund, der in Madrid lebt. Wenn du keinen Muttersprachler kennst, findest du beispielsweise auf Portalen wie MyLanguageExchange.com eine „Brieffreundschaft“.

Mein Italienisch halte ich mit der Sprachlern-App von Babbel frisch, höre viel italienische Musik und versuche möglichst häufig Italienisch zu sprechen.

Eine weitere Möglichkeit, die Sprache möglichst häufig zu sprechen, ist ein Tandempartner. Oder du erkundigst dich nach Sprach-Stammtischen in deiner Heimat.

14. Erwarte keine Perfektion

Perfektion ist dein zweitgrößter Feind beim Sprachenlernen. Eine Sprache fliessend zu sprechen bedeutet nicht, sie perfekt zu sprechen. Es bedeutet viel mehr, dass du gut und ohne größere Probleme mit anderen Menschen kommunizieren kannst.

Klar, es ist gut ehrgeizig zu sein und sich weiter verbessern zu wollen. Aber wenn du immer nur nach Perfektion strebst, wirst du sehr schnell demotiviert und frustriert sein.

Eine Sprache fliessend zu sprechen ist eine lebenslange Aufgabe und das bedeutet auch, ein Leben lang Fehler zu machen. Das ist Teil des Deals! Je eher du dich damit abfindest, dass du manchmal als Depp da stehst, desto wahrscheinlicher wirst du die Sprache irgendwann einmal sehr, sehr gut beherrschen.

Was für peinliche Momente hast du bis jetzt beim Sprachenlernen erlebt? Wenn du mich (und andere) daran teilhaben lassen möchtest, schreib’ dein Erlebnis unten in die Kommentare.

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